Frauen fragen nach

Protokoll

der Podiumsdiskussion
am 03.09.2001 im Altenberger Hof, 20.00 - 22.00 Uhr

Maria Horvàth-Heidrich begrüßt alle Anwesenden und stellt die Politikerinnen auf dem Podium vor:

  • Ursula Heinen (Mitglied des Bundestages, CDU)
  • Anke Brunn (Mitglied des Landtages, SPD)
  • Marianne Hürten (Mitglied des Landtages NRW, Grüne)
  • Dörte Gerstenberg (Mitglied des Rates der Stadt Köln, SPD)
  • Birgitta Radermacher (Mitglied des Rates der Stadt Köln, CDU)
  • Gabriele Schlitt (Mitglied des Rates der Stadt Köln, Grüne)
  • Sie weist darauf hin, daß zur Erstellung des Protokolls eine Tonaufzeichnung gemacht wird.

    Marita Alami gibt eine kurze Einführung zur aktuellen Entwicklung des Nippeser FrauenForums und der Ausgestaltung des Frauenzentrums forumF in Nippes. Der Verein hat ein bebautes Grundstück auf der Neusser Straße erworben und mit dem Umbau begonnen, um im April 2002 den Betrieb aufnehmen zu können. Das Projekt wird mit einem Investitionskostenzuschuß durch die Stadt Köln und einem Umbaukostenzuschuß des Arbeitsministeriums des Landes NRW gefördert. Im Zentrum sollen Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen von Frauen für Frauen durchgeführt werden.
    Marita Alami erläutert kurz den Aufbau des Gebäudes und stellt zukünftige Aktivitäten vor.

    Ursula Heinen bedankt sich für die Einladung zu Frauenparlament und Podiumsdiskussion. Sie wolle sich auf Forderungen aus den Bereichen Arbeit und Armut konzentrieren, da sie Mitglied der Enquète-Komission »Demographischer Wandel« des Bundestages ist. Sie unterstütze Forderungen nach Strukturen, die es Müttern ermöglichen, ihren Neigungen und Qualifizierungen entsprechend erwerbstätig zu sein. Es sei ein Armutszeugnis, daß in Deutschland im europäischen Vergleich die Ausstattung mit Kinderbetreuung und Ganztagsschulen immer noch sehr schlecht sei. Es gebe zwar das Recht auf einen Kindergartenplatz, die zeitliche Ausgestaltung müsse aber unbedingt verbessert werden, wobei mehr Initiative vom Bund ausgehen solle. Sie wolle sich für die Wiedereinführung eines Haushaltsfreibetrages einsetzen, um so auch private Kinderbetreuung zu ermöglichen.
    Ursula Heinen weist im Zusammenhang mit der Forderung nach bezahlter Haus- und Familienarbeit auf das Familiengeldkonzept der CDU hin. Die Unterstützung der Familien sei notwendig und wünschenswert und solle nach Jahren der Vernachlässigung auch durch CDU/CSU jetzt wieder forciert werden.
    Familiengeldkonzept der CDU/CSU Das Familiengeld soll unabhängig von Umfang der Erwerbstätigkeit oder des Einkommens geleistet werden, dabei steuer- und sozialabgabenfrei und dynamisiert sein. Es beträgt während der ersten 3 Lebensjahre 1.200 DM, im Alter von 3 bis 17 Jahren 600 DM und im Alter von 18 bis 27 Jahren 300 DM (bzw. 350 DM ab dem dritten Kind). Das Familiengeld soll auf diese Art junge Familien unterstützen bei der Finanzierung der Kinderbetreuung und Kinder und Eltern vor der Sozialhilfe bewahren. Quelle: CDU-Bundesgeschäftsstelle

    Zur Forderung nach mehr Lehrerinnen in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern merkte sie an, daß es schön und wünschenswert wäre, mehr Mädchen und junge Frauen für diese Fächer zu interessieren. Das sei aber leider nicht der Fall. So habe beispielsweise der Anteil der weiblichen Studierenden im Fach Informatik seit Beginn der 90er Jahre abgenommen. Es sei besonders wichtig, Frauen über solche Zentren wie das forumF an die modernen Techniken heranzuführen, da sie keine konkrete bundespolitische Möglichkeit in diesem Bereich sehe. Auch nicht-koedukativer Unterricht sei da nicht zwangsläufig ein probates Mittel.

    Maria Horvàth-Heidrich bedankte sich kurz und bat um Nachfragen und Wortmeldungen.

    Es folgten Nachfragen zum Familiengeldkonzept.

    Wortmeldung: Von welchem Bild von Familie geht die CDU bei ihrem Familiengeldkonzept aus?

    Ursula Heinen: Das Geld solle an denjenigen ausgezahlt werden, der das Sorgerecht für das Kind besitzt, unabhängig davon wie die jeweilige Familienkonstellation aussieht.

    Christine Kronenberg (Leiterin des Frauenamtes der Stadt Köln) weist darauf hin, daß mithilfe dieses Konzeptes Frauen, die ihre kleinen Kinder nicht in einem Hort betreuen lassen wollten, trotzdem die Möglichkeit hätten, weiter zu arbeiten, da sie mit dem zusätzlichen Geld ihre private Kinderbetreuung z.B. durch eine Tagesmutter oder Kinderfrau finanzieren können. Damit sei der Wiedereinstieg nach einer auf diese Weise evt. verkürzten Babypause einfacher und in der Regel erfolgreicher.

    Ursula Heinen erwähnt, daß laut statistischer Erhebungen etwa ein Drittel der Frauen des Jahrgangs 1965 keine Kinder bekommen möchte. Als Grund dafür werde überwiegend die schlechte Kinderbetreuungssituation in Deutschland angegeben. An diesem Punkt müsse die Politik nun verstärkt ansetzen. Aus diesem Grund solle auch der Haushaltsfreibetrag wieder eingeführt werden.

    Anke Brunn weist darauf hin, daß alle steuerlichen Entlastungen in Form von Freibeträgen vor allem Besserverdienende begünstigten. Darüber hinaus sei Eltern kleiner Kinder mit mehr Geld ohnehin nur zum Teil geholfen, da ihnen ihrer Meinung nach vor allem die Strukturen der Kinderbetreuung fehlten. Das sei der Punkt, der in Zukunft besonders zu beachten sei, um die Situation junger Familien und insbesondere der Mütter deutlich zu verbessern und den Kindern eine qualifizierte Erziehung und Betreuung außerhalb der Familie zu bieten.

    Wortmeldung: Wer solle denn für 600 DM, die das Familiengeld bietet, als Tagesmutter so viele Stunden arbeiten, daß eine Mutter in dieser Zeit sinnvoll arbeiten gehen kann?

    Ursula Heinen erklärt das Berliner Tagesmuttermodell, bei dem eine Familie für ihre Tagesmutter in dem nach Einkommen gestaffelten Modell maximal 600 DM im Monat zahlen müsse, das restliche Gehalt übernehme das Land Berlin. Auf diese Weise sei es wesentlich einfacher möglich, eine Tagesmutter zu finanzieren. Zu den Anmerkungen von Frau Brunn fügte sie an, daß es zwar stimme, daß die Betreuungssituation für Kinder in Deutschland insgesamt ungünstig sei, es aber auch darum ginge, den Müttern durch finanzielle Unterstützung eine Wahl zu geben, wie sie im einzelnen ihr Kind betreuen lassen möchten. Freibeträge, also auch Kinderfreibeträge nützten in der Tat grundsätzlich denjenigen mehr, die ein höheres Einkommen hätten. Daher seien Kindergeld und Kinderfreibetrag angepasst worden, so daß Eltern immer das gleiche für ihre Kinder bekämen. Kritik habe sie an der Abschaffung des Freibetrages für die Einstellung von Haushaltshilfen geübt, da dieser vor allem dazu gedient habe, Anreize für die steuer- und sozialabgabenpflichtige Beschäftigung von Haushaltshilfen zu schaffen, um diese Personen vom Schwarzmarkt in die legale Beschäftigung zu führen.

    Maria Horvàth-Heidrich bedankt sich bei Ursula Heinen und übergibt das Wort an Anke Brunn.

    Anke Brunn finde viele politische Anliegen unter den Forderungen des Frauenparlamentes, die sie unterstütze, die aber so allgemein seien, daß sie lange Zeit zur Verwirklichung brauchten. Ihre Zielvorstellung sei es im Gegensatz zu Frau Heinen, das Kindergeld direkt deutlich zu erhöhen, um so auch wirklich die Kinder zu unterstützen, besonders bei Alleinerziehenden. Des weiteren sei sie sehr dafür, die staatlichen Betreuungseinrichtungen weiter auszubauen, was im Land NRW durch ein großes Programm zur Ganztagsbetreuung an und in Schulen zur Zeit betrieben werde. Auf Dauer sei es allerdings wünschenswert, mehr Ganztagsschulen einzurichten, die leider sehr teuer seien. In kleinen Schritten sei es daher sinnvoll, eine Tagesbetreuung kurzfristig flächendeckend zu verstärken, so wie sich das Land entschieden habe.

    Weiterhin sei es notwendig, sowohl die vorschulische als auch die schulbegleitende Erziehung nicht nur zu vermehren, sondern auch zu qualifizieren. Aus Sicht der Eltern sei die Betreuung häufig nicht so, wie sie sein könnte, weder in den ergänzenden Angeboten noch an den Ganztagsschulen, an denen sich LehrerInnen oft überfordert fühlten, da die pädagogischen Hintergründe für die erzieherische Arbeit fehlten. Neben der Fortbildung der LehrerInnen, sei es außerdem wichtig, nicht nur SozialpädagogInnen überhaupt an Schulen einzusetzen, sondern SozialpädagogInnen und KindergärtnerInnen weiter zu qualifizieren. Deutschland sei das einzige Land im europäischen Vergleich, in dem KindergärtnerInnen keine Fachhochschul-Ausbildung durchlaufen hätten. Vieles müßten KindergärtnerInnen sich selbst aneignen, weder von der Ausbildung noch von der Bezahlung her, werde die Bedeutung dieser wichtigen Arbeit ausreichend gewürdigt. Eine der Ursachen für das schlechte Abschneiden Deutschlands im internationalen Vergleich, was die Ausbildung der Kinder betrifft, sei sicherlich weniger im Schulsystem als in der unzureichenden vorschulischen Erziehung und der unbefriedigenden Ausbildung der LehrerInnen zu suchen und darin, wie im einzelnen der Unterricht stattfindet.

    Anke Brunn äußert sich erfreut über die Verwirklichung der Projektidee des forumF und wünscht sich weitere Ideen in dieser Form. Allgemeines sei zwar immer leicht zu unterstützen, konkrete Projekte ließen sich aber grundsätzlich besser politisch auf den Weg bringen und die Entwicklung sei leichter zu verfolgen. Sie stelle sich vor, daß das forumF später auch eine Art Internetcafé für Frauen anbieten könne, in dem sich auch arbeitslose Frauen weiterbilden könnten, und das sich auf Dauer auch selber trage. So könne eine qualifizierte Arbeit auch dauerhaft zu Beschäftigung der Frauen führen und gleichzeitig selber Stellen schaffen. Frauen seien schlechter in technische Zusammenhänge eingebunden als Männer und hätten es oft schwerer, ihre erworbenen Computerkenntnisse aktuell zu halten bzw. konkrete Anwendungsschwierigkeiten gezielt zu beseitigen. Ihr Wunsch sei es daher, die Idee des forumF weiterzuentwickeln, damit möglichst viele Frauen Arbeitsstellen fänden und sich so selbst finanzieren könnten.

    Wortmeldung: Wer solle denn die Zielgruppe des Zentrums sein?

    Marita Alami: Zielgruppe seien alle Frauen und Mädchen jeden Alters.

    Wortmeldung: Sei das ein offenes, kostenloses Angebot?

    Marita Alami: Die Angebote im Selbstlernzentrum seien völlig offen, aber kostenpflichtig. Weiterbildungsmaßnahmen würden für Frauen, die einen entsprechenden Anspruch hätten, vom Arbeitsamt gefördert, d. h. komplett bezahlt. Darüber hinaus solle es auch ein Kursangebot zu bestimmten Themen der beruflichen Weiterbildung geben, das ebenfalls kostenpflichtig sein werde. Neben der Kooperation mit der FrauenComputerSchule Köln solle es Angebote für unterschiedliche Zielgruppen geben, die mit Hilfe von Fördermöglichkeiten auch für Frauen bezahlbar sein sollten, die sich die üblichen Marktpreise nicht leisten könnten.

    Dörte Gerstenberg weist darauf hin, daß es bereits eine ähnliche Einrichtung wie die von Anke Brunn erwünschte in Köln gebe: der vom Arbeitsamt initiierte Vingster Treff, dessen Zielgruppe vor allem alleinerziehende Mütter seien. Köln habe in diesem Bereich bereits einiges erreicht.

    Wortmeldung: Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Universität Köln zum Thema Kinderbetreuung und als Mutter sei der Sprechenden klar geworden, daß es in Deutschland keine Lobby für Kinder und Frauen gebe. Sie wolle gar keinen Wiedereinstieg in den Beruf und damit in die Gesellschaft, es sei ihr vielmehr wichtig, gar nicht erst auszusteigen, auch wenn sie eine Babypause mache. Es gebe kaum ’Brücken’ zwischen den verschiedenen Lebensabschnitten, es sei immer ein gewisser Abgrund dazwischen, der schwer zu überwinden sei. Sie sei sehr für Begegnungszentren für BürgerInnen, die alle zusammenführten. Solche Zentren gebe es bereits in Frankreich, wo sie sehr erfolgreich arbeiteten. Diese Zentren würden den BürgerInnen helfen, sich gegenseitig zu unterstützen.

    Maria Horvàth-Heidrich übergibt das Wort an Marianane Hürten.

    Marianne Hürten berichtet von den Schwierigkeiten, die sich bei den Verhandlungen auf Landesebene in Bezug auf das forumF ergeben hätten, Forderungen des Frauenparlamentes und Bestimmungen und Vorgaben des Landes NRW, unter einen Hut zu bringen. So sei eine der Bedingungen, unter denen das Arbeitsministerium den Umbau des Zentrums zu 75% finanziere, daß es der beruflichen Weiterbildung von Frauen diene. Es habe viel Geschick und Engagement dazu gehört, das Selbstlernzentrum und die MädchenComputerWerkstatt als Bestandteile des Zentrums innerhalb des vom Land vorgegebenen Zweckes durchzusetzen. Sie sei sehr froh darüber, daß mit Hilfe vieler Seiten und des kommunalen Zuschusses es schließlich gelungen sei, dieses Projekt zu finanzieren und so auf den Weg zu bringen.

    Sie wolle an dieser Stelle auf etwas aufmerksam machen, das ihr erst vor kurzem angetragen wurde. Barrierefreiheit heiße nicht nur Zugang für gehbehinderte Menschen, in diesem Fall Frauen, sondern auch für hochgradig Sehbehinderte bzw. Blinde, für die ein Umgang mit moderner Kommunikationstechnik ganz besonders wichtig und unterstützenswert sei.

    In den Forderungen sei ein großes Thema auch die Integration und Förderung von Frauen nichtdeutscher Herkunft gewesen, dazu habe die grüne Landtagsfraktion nach intensiver Diskussion auch mit Außenstehenden ein Integrationspapier erarbeitet, das schließlich zu einem Allparteienbeschluß im Landtag geführt habe. Ihr großes Anliegen sei es dabei gewesen, beispielsweise spezielle Sprachkurse für Frauen und Mädchen in diesem Papier zu verankern.

    Marianne Hürten habe sich als besonderes Thema aus den Forderungen den Bereich Armut herausgenommen. Es sei erstaunlich, wie groß die Diskrepanz zwischen der Theorie der Gesetzgebung und der Praxis der Umsetzung sei. Die Fraktion habe eine flächendeckende Umfrage unter den verschiedenen Frauenberatungsstellen und Frauenhäusern des Landes durchgeführt, die ganz unglaubliche Zustände in der Sozialhilfegewährungspraxis Frauen gegenüber ans Licht gebracht hätten. Ihre Konsequenz daraus sei, daß man spezifisch für bestimmte Gruppen von SozialhilfeempfängerInnen zu einer Lösung in der Praxis kommen müsse. Sie sei überhaupt nicht der Auffassung, wie nach dem Konzept der CDU/CSU allen Familien den gleichen Betrag von 600 DM zur Verfügung zu stellen, sondern vor allem denen möglichst unbürokratisch zu helfen, die es besonders nötig hätten. Sie weist auf die Enquète-Komission des Landtages hin, die sich mit der Zukunft der Städte beschäftigt und in der sie darauf gedrungen habe, daß auch die Bedürfnisse der Frauen darin Berücksichtigung finden.

    Auf Anregung von Anke Brunn erwähnt Marianne Hürten, sie sei Vorsitzende der Enquète-Komission »Zukunft der frauengerechten Gesundheitsversorgung«.

    Christine Kronenberg weist in diesem Zusammenhang darauf hin, daß das Frauenamt der Stadt Köln Frauenstadtgespräche zum Thema »Frauen und Gesundheit« plane.

    Zu den Ausführungen von Anke Brunn habe Christine Kronenberg noch einige Anmerkungen. Sie habe sich immer eine Ganztagsschule gewünscht, als Mutter eines 13-jährigen Sohnes könne sie sich aber nur schwer vorstellen, wie die Praxis aussehe, und frage sich, ob Unterricht bis 16 Uhr nicht mit außerschulischen Aktivitäten der Kinder wie etwa im Sportverein kollidiere. Eine weitere Frage sei dann die des Mittagessens. Weiter finde sie es fragwürdig, durch eine Fachhochschul-Ausbildung zur Erzieherin / zum Erzieher wichtige Berufsfelder für FachoberschülerInnen für diese unmöglich zu machen.

    Anke Brunn weist auf den vor Kurzem erschienenen Frauengesundheits-Bericht des Bundesfrauenministeriums unter Christine Bergmann hin.

    Sie wolle keinesfalls den Beruf ErzieherIn ausschließlich FachhochschülerInnen vorbehalten, trotzdem sei sie der Meinung, die Ausbildung in diesem Bereich müsse dringend verbessert werden, besonders im Vergleich mit europäischen Nachbarländern.

    Wortmeldung: Wie solle die Ganztagesbetreuung an Schulen konkret aussehen? Eine Grundschule z.B. bis 13 Uhr sei bei weitem nicht ausreichend.

    Anke Brunn: Zunächst gehe es um die verlässliche Grundschule bis 13 Uhr, darüber hinaus solle es auch Angebote bis 16 Uhr geben. Es sei allerdings abhängig vom Alter der Kinder. In jedem Falle müsse ein pädagogisches Konzept erarbeitet werden, das sich auf alle Angebote erstreckt, auch auf das Mittagessen.

    Wortmeldung: Ein großes Problem seien auch die Ferien: keine Eltern könnten sich 12 Wochen im Jahr Urlaub nehmen und Schulen böten in der Regel keine Betreuung in den Ferien an.

    Wortmeldung: In Frankreich sei es möglich, Kinder in den Ferien betreuen zu lassen für relativ wenig Geld.

    Anke Brunn verabschiedet und entschuldigt sich, da sie noch eine andere Veranstaltung besuchen müsse.

    Marianne Hürten erwähnt, daß voraussichtlich am folgenden Tag in der Grünen Landtagsfraktion ein Papier zur schulischen Betreuung von Grundschulkindern verabschiedet werde, in dem die Grüne Fraktion für die Verlegung aller Betreuungsangebote in kommunale Verantwortung plädiere, um das Angebot für Eltern durchsichtiger zu gestalten, die Angebote auf einander abzustimmen und sie auch in den Ferien sicherzustellen.

    Maria Horvàth-Heidrich bedankt sich für die Geduld der Ratsfrauen und übergibt das Wort an Birgitta Radermacher.

    Birgitta Radermacher sehe sich nicht ausschließlich als Ratspolitikerin, sondern auch als Mutter von drei Kindern und Anwältin im Familienrecht. Sie sei erstaunt, daß dauernd von erwerbstätigen Müttern die Rede sei, die Väter aber völlig außen vor gelassen würden. Solange man die Männer nicht auch in die Verantwortung nehme, sei es nicht verwunderlich, daß Frauen dieses Betreuungsproblem immer noch alleine lösen müßten. Ihr sei es wichtig, daß besonders im Kontext unter Frauen auch von den Vätern die Rede sei.

    Sie stimme der Ansicht zu, Frauen sollten sich gegenseitig unterstützen in ihren unterschiedlichen Lebensentwürfen, anstatt sich gegenseitig für ihre Entscheidungen zu kritisieren.

    Sie habe vor kurzem mit einer Frau gesprochen, die Heilpraktikerin sei und ein Dienstleistungszentrum zur Frauengesundheit gründen wolle. Sie unterstütze dieses Projekt und versuche es weiter politisch voranzutreiben.

    Köln sei was Kindergartenplätze angehe gut bestückt, man könne sein Recht auf einen Kindergartenplatz auch tatsächlich verwirklichen. Allerdings müsse die Stadt in diesem Bereich sehr flexibel bleiben, da sich die Anzahl der Kindergarten- und Hortkinder stetig ändere. Das Land verhindere durch ein Verbot der Umwidmung von Kindergarten- in Hortplätze diese Flexibilität der Stadt.

    Seit Mitte 1998 gebe es bereits die Regelung einer sog. »Betreuung« vom Jugendamt, die solange die Kinder minderjährig seien, den Müttern helfen, den Unterhalt für ihre Kinder bei den Vätern durchzusetzen.

    Dörte Gerstenberg erwähnt, sie sei Geschäftsführerin von ProFamilia Köln und habe daher täglich mit den in den Forderungen geäußerten Problemen zu tun. Es gebe in Köln einen Arbeitskreis aller Schwangerschaftskonflikt-Beratungsstellen, der auf dem Weg direkter Ansprache von Behörden und Ämtern bereits einige Verbesserungen für die Frauen habe erreichen können.

    Sie habe einen Arbeitskreis gegründet, der sich mit speziell Kölner Problematiken befasse, und aus dessen Überlegungen heraus die Initiative Pro Veedel gegründet worden sei. Pro Veedel arbeite in Stadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit und einer Häufung sozialer Probleme. Aufgrund dieser Initiative sei dann die Zusammenarbeit von Arbeits- und Sozialamt entstanden, bei der es hauptsächlich um Langzeitarbeitslose gehe. Ergebnis seien auch die JobBörsen, in denen Berater Langzeitarbeitslose und Sozialhilfeempfänger möglichst paßgenau in den ersten Arbeitsmarkt vermitteln sollten. Darüber hinaus qualifiziere ProVeedel Arbeitslose.

    Dörte Gerstenberg verstehe nicht, warum das Land so wenig Geld für Schulen und Ausbildung bereitstelle, besonders für Ganztagsschulen. Eine interessante Forderung sei auch die nach einer Tauschmöglichkeit für Wohnungen. Es gebe inzwischen eine solche Einrichtung in Köln, die auch neue Perspektiven für junge Familien eröffne.

    Es sei ihr eine große Freude gewesen, das forumF zu unterstützen.

    Ein weiteres Anliegen sei ihr, daß Ungerechtigkeiten im Umgang mit Ämtern weitergegeben würden. Es gebe sogenannte Fallmanager, die an entscheidenden Stellen in den Ämtern säßen und deren Aufgabe es sei, solche Schwierigkeiten auszuräumen und den Betroffenen möglichst gezielt weiterzuhelfen.

    Christine Kronenberg weist darauf hin, daß ca. 70% der Angestellten im Sozialamt Frauen seien, und schlägt vor, zu solchen Veranstaltungen auch Sachbearbeiterinnen aus dem Sozialamt einzuladen, um auch deren Standpunkt einzubeziehen und ein gewisses Verständnis für deren Arbeitssituation zu gewinnen.

    Wortmeldung: Die Sprechende selbst sei Sozialhilfeempfängerin und glaube gern, daß die Sachbearbeiterinnen einiges zu ertragen hätten. Sie erwarte aber von einer Mitarbeiterin / einem Mitarbeiter des Sozialamtes zumindest ein Minimum an Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen, das zu einem erträglichen Umgang führe. Das sei aber keinesfalls selbstverständlich.

    Marianne Hürten erwähnt nochmals ihre Umfrage unter Frauenberatungsstellen, die die Vorwürfe an die Sozialämter durchaus untermauere. Es fehle oft schlicht an Sensibilität im Umgang.

    Dörte Gerstenberg weist darauf hin, daß in einigen Fällen die Amtsleitung ihren MitarbeiterInnen die Linie vorgebe.

    Es folgt eine Nachfrage an Birgitta Radermacher zu ihrer Kritik daran, daß so oft die Männer aus ihrer Verantwortung ihren Kindern gegenüber entlassen würden.

    Birgitta Radermacher betont noch einmal die Wichtigkeit, auch Männer in die Problematik der Kinderbetreuung einzubeziehen. Sie wünsche sich, daß die Männer die gleichen Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf hätten wie ihre Frauen.

    Maria Horvàth-Heidrich übergibt das Wort an Gabriele Schlitt.

    Gabriele Schlitt berichtet, daß sie sich im Jahr 2001 besonders mit dem Thema Kinderbetreuung beschäftigt habe. Sie habe festgestellt, daß sich alle der anwesenden Politikerinnen dabei in weiten Teilen einig seien, und hoffe daher, daß weitere Entwicklungen und Verbesserungen schneller umgesetzt würden als bisher.

    Die Grüne Fraktion habe in 2000 bereits eine Resolution in den Stadtrat eingebracht, die auf die Schwierigkeiten nach dem Verbot, Kindergarten- in Hortplätze umzuwandeln, hinweisen sollte, und die mit einer großen Mehrheit verabschiedet wurde.

    In 2001 sei zwar vom Land viel Geld bereitgestellt worden für die Übermittagsbetreuung, das für unterschiedlichste Angebote verwendet werde, von Eltern aber weiterhin gefordert sei der Hort, der als einziges Angebot qualifizierte Kräfte einstelle und ein Ferienprogramm anbiete. Daher sei in der Resolution die flächendeckende Einführung der Ganztagsschule gefordert worden. Sie hoffe sehr, daß sich im Land inzwischen tatsächlich etwas bewege, und andernfalls solle weiter Druck auf das Land ausgeübt werden. Die Ganztagsschule solle ein freiwilliges, freizeitpädagogisches Angebot sein, das auch Ferienprogramme bereitstellen könne. Wichitg sei es, daß an Ganztagsschulen LehrerInnen gemeinsam mit SozialpädagogInnen arbeiteten.

    Gabriele Schlitt sei sehr erfreut über das große Engagement, mit dem das Projekt des forumF verwirklicht werde, und unterstütze es gern weiter.

    Maria Horvàth-Heidrich gibt einen Ausblick auf das Frauenparlament am 8. März 2002, das mit Hilfe des Frauenamtes im Historischen Rathaus stattfinden wird und zu dem stadtweit eingeladen wird.

    Der Abend klang mit dem Frauenstammtisch aus.

    Protokoll: Alexandra Leiße


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